Mittwoch, 14. April 2010

Warum „Doppelblindversuch“?

Warum heißt dieses Blog „Doppelblindversuch“? Jedenfalls steht der Name symbolisch für die Idee dahinter. Eine Erklärung des Begriffs Doppelblindversuch sollte gleichzeitig auch ausreichend begründen, warum ich diesen Titel gewählt habe. Wissenschaftliche Experimente versuchen so gut wie möglich einzelne Faktoren, die einen Einfluss auf das Ergebnis haben könnten, zu isolieren. Nur so lässt sich feststellen, welcher von ihnen der tatsächliche Auslöser eines messbaren Effektes ist.
Ein nicht zu vernachlässigender dieser Faktoren besteht in allen am Experiment beteiligten Personen. Auch ohne dass bewusste Manipulation im Spiel sein muss; jeder Mensch hat Vorurteile, die einer Wahrheitsfindung nur im Wege stehen können. Und wie lässt sich dieser Einfluss ausschalten? Durch „Verblindung“, d. h. eine Erwartung aufgrund eines Vorurteils wird unterbunden, indem verborgen bleibt, was man im Einzelnen untersucht.
Besonders wichtig ist das natürlich auf Gebieten, in denen jede Beurteilung Ermessensfrage ist, objektive Messung im Grunde unmöglich, wie in der Medizin: Wie sollte man messen, wie sehr es einem Patienten besser oder schlechter geht?
Dort ist der Doppelblindversuch Standart: Zwei Patientengruppen bekommen verschiedene Medikamente (oder eine ein Medikament, die andere einen Placebo), und weder Patienten, noch Experimentatoren wissen, in welcher Gruppe sich ein einzelner Patient befindet. Das wird erst offenbart und den Untersuchungsergebnissen zugeordnet, nachdem alle Daten erhoben wurden. Dadurch wird der Doppelblindversuch zu einem der größten Feinde der Esoteriker, Parawissenschaftler und Geschäftemachern, die mit wilden Behauptungen um sich werfen: Er verhindert effizient, etwas anscheinend zu messen, das in Wahrheit gar nicht vorhanden ist.
Und wenn jemandem die normalerweise von genannten Personengruppen gemachten Aussagen schon wie die Ausgeburten einer kranken Phantasie erscheinen (wie mir), so gibt es noch eine Steigerung:
Die an einzelnen Haaren herbeigezogenen Ausreden, die Täuschungsmanöver und Ausflüchte, die kommen, wenn man diese Menschen mit den Ergebnissen von Doppelblindversuchen konfrontiert, die ihre Worte Lügen strafen. Es läuft immer auf das gleiche hinaus, der von ihnen behauptete Effekt sei mir dieser Methode nicht zu messen. Stimmt auch...weil er nicht da ist. Aber sie sagen nach wie vor, er existiert. Ohne Begründung, warum er diesem Messverfahren entgeht. Und ohne Erklärung, woher SIE denn wissen, dass da etwas ist. Denn alles, was sie als Beleg anführen können, sind weit fehleranfälligere Verfahren, oft bis hin zum „Ich spüre das!“. Mutet das nicht kindisch an, wenn man mit etwas konfrontiert wird, das weiter und weiter zu verschwinden scheint, je näher man es mustert, dann nur noch überzeugter zu sein, es wäre da?
Die Liste der Techniken und Lehren, die sich bei Anwendung vorurteilausschließender Methoden nie bestätigen ließen, ist fast endlos: Feng Shui, Wünschelrutenlaufen, Homöopathie, Schüssler-Salze, Kinesiologie, Astrologie, Pendeln, Wahrsagerei...und immer gibt es nur Ausreden als Folge. Ich betone: Niemals eine schlüssige Erklärung, die nicht noch absurder ist, als die ursprüngliche Behauptung an sich.
Einmal haben Homöopathen selber einen Doppelblindversuch durchgeführt. Und selbst die brachten es nicht fertig, ein für die Homöopathie positives Ergebnis zu erzielen. Die Vergleichsplacebos führten zu den gleichen Resultaten wie die homöopathischen Präparate. Normale Menschen schließen daraus, dass die Homöopathie nichts zu bieten hat, außer eine Placebowirkung. Homöopathen schlossen daraus, dass sie eine neue Eigenschaft ihrer Mittelchen entdeckt haben. Dass sie auch bei den Leuten angeschlagen haben, die sie gar nicht eingenommen hatten, weil sie sich in einer Vergleichsgruppe zu den homöopathisch behandelten befanden!
So ähnliche Gedankengänge hatte ich auch schon...als ich drei Jahre alt war. Spätestens mit fünf sollte man so etwas allerdings ablegen.
Deswegen also „Doppelblindversuch“; nicht, weil ich meine bescheidenen Leistungen mit denen dieses Verfahrens vergleichen will. Sondern als Ehrerbietung an ein geniales Konzept. Simpel, schlicht, leicht nachvollziehbar und doch so Wirkungsvoll.

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