Samstag, 28. August 2010

Verpasst!!!

Samstag...und ich musste ausnahmsweise mal kurz zu meinem Arbeitsplatz, nur um eine Kuriersendung eines Kunden entgegenzunehmen. Was, nebenbei bemerkt, auch noch zu Stress führte, weil die U-Bahn aufgrund eines Feuerwehreinsatzes nicht fuhr. Nun, ich habe es noch rechtzeitig geschafft, aber verpasst habe ich trotzdem etwas.
Auf dem Nachhauseweg erhielt ich schon eine sms von der besten aller Mitbewohnerinnen, die mir eine große Überraschung ankündigte. Und zu hause empfing sie mich mit den Worten: "Jahrelang hast Du darauf gewartet, heute ist es passiert und Du warst nicht da!"
Ein kurzes Überlegen meinerseits, und dann dämmerte es mir: "Die Zeugen Jehovas kamen!"
Die beste aller Mitbewohnerinnen bestätigte das. Nun, sie war sich nicht ganz sicher, ob es nun die Zeugen Jehovas waren oder Vertreter einer ähnlichen Organisation. Aber das werde ich mit etwas Glück bald erfahren. Denn, selber kein Interesse bekundend, erklärte sie den beiden Damen an unserer Wohnungstür, dass ich sicherlich gerne mit ihnen ein Gespräch führen würde. Und dass sie doch bitte nächsten Samstag noch mal vorbeikommen sollen. Was die beiden nun vorhaben. Klug mitgedacht. Sie weiß eben, was mich freut, eine ordentliche Diskussion.
Wenn das so eintritt, dann werde ich nächste Woche wohl einiges zu berichten haben.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich die beste aller Mitbewohnerinnen habe...?

Samstag, 21. August 2010

Denkfehler: Ein schlüpfriges (Pseudo-)Argument

Der nächste auf meiner Liste von Fehlschlüssen, die man meiden sollte.
Das Dammbruch-Argument, im Englischen in meinen Augen noch schöner benannt: Slippery slope, der schlüpfrige Abhang. Grob gesagt bedeutet es, zu argumentieren, dass ein Schritt in eine bestimmte Richtung dadurch falsch sei, weil er zwangsläufig dazu führen würde, dass die Bewegung daraufhin weiter in diese Richtung gehen würde, bis ein Punkt mit negativen Folgen erreicht wird.
Prinzipiell sind solche Fälle denkbar, aber in der Praxis ist sehr selten diese Abfolge der Ereignisse belegbar; dies würde auf alle Fälle weitere Argumente erfordern, und eine lückenlose, Kette zwangsläufig logisch aufeinander folgender Schritte von Ursachen und Wirkungen. In der Praxis vergessen Menschen, die dieses Argument benutzen, dass jedes Argument nur dann gültig ist, wenn es in jedem Fall anwendbar ist. Ansonsten müsste es erweitert werden, um zu belegen, dass der vorliegende Fall einer von denen ist, in denen es anwendbar ist. Genau das würde durch eine derartige Kette von Schlüssen erfolgen, aber solange die unterbleibt (was, milde ausgedrückt, meist der Fall ist) ist das Ergebnis ein Trugschluss.
Ohne solche stützenden Hilfsargumente besteht das slippery slope-Argument den einfachsten Test für seine Gültigkeit nicht. Die Frage, ob man mit der gleichen Argumentationstechnik zu widersprüchlichen Ergebnissen kommen kann.
Das Argument versucht, eine Handlung, den ersten Schritt eben, zu verhindern; übersieht dabei allerdings, dass das Unterlassen einer Handlung ebenso eine Handlung darstellt und sich entsprechende Schritte in die umgekehrte Richtung vorstellen lassen. Ein gutes Beispiel wäre wohl die zur Zeit immer wieder geäußerte Befürchtung, dass die Gentechnik im Lebensmittelbereich Auswüchse zeigt wie die vielzitierte (und nichtexistente) Tomate mit Fischgenen. Nun lässt sich nicht leugnen, dass die Gentechnik, ebenso wie andere Technologien auch, Einschränkungen unterworfen werden sollte. Niemand käme schließlich auf den Gedanken, es wäre sinnvoll, Autofahrer ohne Geschwindigkeitsbegrenzung durch die Innenstädte brettern zu lassen. Oder sämtliche Sicherheitsvorschriften für Elektrogeräte fallen zu lassen. Wenn nun aber jemand so tut, als würde Gentechnologie grundsätzlich und zwangsläufig früher oder später zu katastrophalen Folgen führen; wenn er sagt, die Gentechnik muss prinzipiell verboten werden, unabhängig von ihrem Sinn in jedem einzelnen und für sich abgewogenen Fall; wenn er das Szenario aufbaut, jede erlaubte Gentechnik wird dazu führen, dass letzten Endes jede gentechnische Methode erlaubt werden würde, dann muß man sagen: Ebenso würde bei jedem Verbot der Gentechnik damit zu rechnen sein, dass irgendwann jeder Einsatz von Kulturpflanzen verboten würde. Deren Gene sind schließlich auch, wenn auch nur durch Zucht und Kreuzung, manipuliert. Und das Verbot der Genmanipulation auf eine Weise würde das Verbot weiterer Methoden nach sich ziehen.
Oder, um einige Jahrzehnte zurück zu gehen und ein heutzutage und hierzulande zumindest nicht mehr ganz so kontroverses Thema als Beispiel zu nutzen:
„Wenn man die Fristenlösung beim Schwangerschaftsabbruch zulässt, wer weiß, ob das nicht der erste Schritt einer Entwicklung ist, die an ihrem Ende die Abtreibung bis unmittelbar vor der Geburt erlaubt?“
Im Sinne einer hundertprozentigen Gewissheit: Keiner. Aber wenn man den Schwangerschaftsabbruch vollständig verbietet, wer weiß, ob das nicht der erste Schritt einer Entwicklung ist, Frauen dazu zu zwingen, schwanger zu werden...?
Wie heißt es doch so schön: „Vorhersagen sind schwer zu treffen, vor allem über die Zukunft.“
Wer so argumentiert tut so, als ob die Zukunft für ihn ein offenes Buch wäre. Aber das ist sie glücklicherweise für niemanden. Das würde das Leben sonst auch entsetzlich langweilig werden lassen. Was nicht heißt, dass ich irgendwas gegen das Wissen über die Lottozahlen der nächsten Woche einzuwenden hätte...

Sonntag, 15. August 2010

Denkfehler: Die Bedeutung von Worten und falsche Dichotomie

Hallo! Da bin ich wieder. Nach langer Pause, nun hoffentlich regelmäßig. Ich will beginnen mit einem ersten Eintrag zum Thema „Denkfehler“.
Ich weiß nicht, wie viele Klassen von Denkfehlern es wirklich gibt, aber ich denke, dass wohl an die 90% aller verursachten Fehler sich auf etwa ein Dutzend Kategorien beschränken. Und weniger als 100 Fehler machen fast den ganzen Rest aus.Auf jeden Fall will ich mit etwas relativ häufigem, aber oft nicht durchschauten anfangen. Dem Fehler, der entsteht, wenn man die Definition (oder Definitionen) der verwendeten Wörter nicht ausreichend beachtet.
Als Beispiel will ich mal ein Argument benutzen, dass ich von einem Germanistikstudenten hörte, anführen; damit wollte er belegen, dass Sprache nicht logisch arbeitet. Ob dem so ist, das sei hier dahingestellt, es geht um die Frage, ob sein Argument, bzw. sein Belegbeispiel, funktioniert.
„Ist Donald Duck ein Mensch oder eine Ente? Menschen können reden, er kann reden, also ist er ein Mensch. Aber Menschen haben keine Federn, Enten schon. Also ist er eine Ente. Aber eine Ente kann kein Mensch sein, also ist unterm Strich sowohl die Aussage falsch, er wäre ein Mensch, da er eine Ente ist, aber auch die Aussage, er wäre eine Ente, da er ja aufgrund seiner Sprachfähigkeit ein Mensch sein muss. Und wenn diese Aussagen keinen Sinn geben, dann kann Sprache nicht logisch arbeiten.“
Mal ganz abgesehen davon, dass ein Beispiel in diesem Fall wenig als Beleg taugt, wenn nicht der Beweis erbracht wird, dass der entstandene Fehler der Sprache selbst anzulasten ist, und nicht dem Sprecher, werden hier zwei grundliegende Fehler gemacht:
Die Begriffe „Mensch“ und „Ente“ werden sehr frei verwendet. Alles, das reden kann, ist ein Mensch. Enten haben Federn. Banal gesagt: Würde ein dem Frankenstein-Klischee entsprechender Gentechniker eine Ente zustande bringen, die reden kann, so müsste diese als Mensch gelten. Und ein Mensch mit Federn wäre eine Ente. So leicht ist das nicht.
Und selbst die Beschreibung von Donald Duck ist ausgesprochen schwach. Donald Duck kann gar nicht reden. Schauspieler, allen voran der unvergessene Clarence Nash, sprechen seine Texte für ihn. Er hat auch keine Federn, das sind nur Tuschestriche, die Federn darstellen. Donald Duck existiert gar nicht auf der Ebene von Menschen und Enten, er ist eine Phantasiefigur, und als solche auch gar nicht an die Regeln gebunden, die für Menschen und Enten gelten.
Der zweite Fehler ergibt sich daraus, die falsche Dichotomie.
Diese gibt vor, es gäbe nur zwei Möglichkeiten, zwischen denen man sich entscheiden muss, obwohl es in Wirklichkeit mindestens eine dritte, und oft eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten gibt. Mensch oder Ente? Weder noch. Comic- und Trickfilmfigur.
Zugegeben,  die genaue Taxonomie der Bewohner Entenhausens mag nichts besonders Wichtiges sein; aber man darf nicht vergessen, dass dies nur ein Beispiel für eine falsche Dichotomie ist, das zur Erläuterung dient und deshalb sogar besonders leicht durchschaubar sein soll. Dieses falsche Argument wird sehr oft auf Gebieten wie Politik, Wirtschaft, Religion etc. verwendet, und ich hoffe, man durchschaut es dort leichter, wenn man ein griffiges Beispiel im Kopf hat.
Entweder  müssen wir die Steuern erhöhen oder die Ausgaben für Kultur senken
Entweder  Gott existiert, oder das Leben ist sinnlos
Entweder  man ist gegen den Sozialismus oder gegen die Demokratie
Und so weiter...
Wer so tut, als ob es nur zwei Möglichkeiten gibt, muss vorneweg  erstmal erklären, warum dem so sein soll, ansonsten ist jede darauf aufbauende Argumentation wertlos.