Sonntag, 15. August 2010

Denkfehler: Die Bedeutung von Worten und falsche Dichotomie

Hallo! Da bin ich wieder. Nach langer Pause, nun hoffentlich regelmäßig. Ich will beginnen mit einem ersten Eintrag zum Thema „Denkfehler“.
Ich weiß nicht, wie viele Klassen von Denkfehlern es wirklich gibt, aber ich denke, dass wohl an die 90% aller verursachten Fehler sich auf etwa ein Dutzend Kategorien beschränken. Und weniger als 100 Fehler machen fast den ganzen Rest aus.Auf jeden Fall will ich mit etwas relativ häufigem, aber oft nicht durchschauten anfangen. Dem Fehler, der entsteht, wenn man die Definition (oder Definitionen) der verwendeten Wörter nicht ausreichend beachtet.
Als Beispiel will ich mal ein Argument benutzen, dass ich von einem Germanistikstudenten hörte, anführen; damit wollte er belegen, dass Sprache nicht logisch arbeitet. Ob dem so ist, das sei hier dahingestellt, es geht um die Frage, ob sein Argument, bzw. sein Belegbeispiel, funktioniert.
„Ist Donald Duck ein Mensch oder eine Ente? Menschen können reden, er kann reden, also ist er ein Mensch. Aber Menschen haben keine Federn, Enten schon. Also ist er eine Ente. Aber eine Ente kann kein Mensch sein, also ist unterm Strich sowohl die Aussage falsch, er wäre ein Mensch, da er eine Ente ist, aber auch die Aussage, er wäre eine Ente, da er ja aufgrund seiner Sprachfähigkeit ein Mensch sein muss. Und wenn diese Aussagen keinen Sinn geben, dann kann Sprache nicht logisch arbeiten.“
Mal ganz abgesehen davon, dass ein Beispiel in diesem Fall wenig als Beleg taugt, wenn nicht der Beweis erbracht wird, dass der entstandene Fehler der Sprache selbst anzulasten ist, und nicht dem Sprecher, werden hier zwei grundliegende Fehler gemacht:
Die Begriffe „Mensch“ und „Ente“ werden sehr frei verwendet. Alles, das reden kann, ist ein Mensch. Enten haben Federn. Banal gesagt: Würde ein dem Frankenstein-Klischee entsprechender Gentechniker eine Ente zustande bringen, die reden kann, so müsste diese als Mensch gelten. Und ein Mensch mit Federn wäre eine Ente. So leicht ist das nicht.
Und selbst die Beschreibung von Donald Duck ist ausgesprochen schwach. Donald Duck kann gar nicht reden. Schauspieler, allen voran der unvergessene Clarence Nash, sprechen seine Texte für ihn. Er hat auch keine Federn, das sind nur Tuschestriche, die Federn darstellen. Donald Duck existiert gar nicht auf der Ebene von Menschen und Enten, er ist eine Phantasiefigur, und als solche auch gar nicht an die Regeln gebunden, die für Menschen und Enten gelten.
Der zweite Fehler ergibt sich daraus, die falsche Dichotomie.
Diese gibt vor, es gäbe nur zwei Möglichkeiten, zwischen denen man sich entscheiden muss, obwohl es in Wirklichkeit mindestens eine dritte, und oft eine Vielzahl weiterer Möglichkeiten gibt. Mensch oder Ente? Weder noch. Comic- und Trickfilmfigur.
Zugegeben,  die genaue Taxonomie der Bewohner Entenhausens mag nichts besonders Wichtiges sein; aber man darf nicht vergessen, dass dies nur ein Beispiel für eine falsche Dichotomie ist, das zur Erläuterung dient und deshalb sogar besonders leicht durchschaubar sein soll. Dieses falsche Argument wird sehr oft auf Gebieten wie Politik, Wirtschaft, Religion etc. verwendet, und ich hoffe, man durchschaut es dort leichter, wenn man ein griffiges Beispiel im Kopf hat.
Entweder  müssen wir die Steuern erhöhen oder die Ausgaben für Kultur senken
Entweder  Gott existiert, oder das Leben ist sinnlos
Entweder  man ist gegen den Sozialismus oder gegen die Demokratie
Und so weiter...
Wer so tut, als ob es nur zwei Möglichkeiten gibt, muss vorneweg  erstmal erklären, warum dem so sein soll, ansonsten ist jede darauf aufbauende Argumentation wertlos.

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