Montag, 26. April 2010

Es ist ein Kreuz...

Heute morgen fiel mein Blick, was er glücklicherweise nicht all zu oft tut, auf die Schlagzeile der Morgenpost. Eine Politikerin, Aygül Özkan, sprach sich dagegen aus, Kruzifixe in staatlichen Schulen aufzuhängen. Mit anderen Worten, eine Äußerung über eine reine Formalität ist eine Titelseite wert. Zeigt mir nur mal wieder, wie leicht es doch ist, Religionsanhängern auf den Schlips zu treten, indem man auch nur die zarteste Andeutung von sich gibt, sie könnten in irgendeiner Weise mit ihren Lehren nicht 100 % im Recht sein.

Ich ahnte schon fast den Wortlaut des Kommentars, der früher oder später von irgendeinem Politiker, der eine andere Meinung vertritt, kommen musste...vielleicht habe ich diese Art der Reaktion einfach schon zu oft gehört, um dies nicht zu tun. Originell sind die jedenfalls nicht:

Auch ihr Mentor Christian Wulff distanzierte sich von der 38-Jährigen. "In Niedersachsen werden christliche Symbole, insbesondere Kreuze in den Schulen, seitens der Landesregierung im Sinne einer toleranten Erziehung auf Grundlage christlicher Werte begrüßt", so der CDU-Mann.

Diese leere Worthülse der „christlichen Werte“: Hat jemals ein Politiker diese definiert? Ich bin mir sicher, dass da nur eine gezielte Auswahl genannt würde, Dinge über andere Wangen und erste Steine gehören nicht unbedingt zum Repertoire eines Politikers im Umgang mit seinen Kollegen oder dem Volk. Und auch das mit dem Nadelöhr hatte meines Wissens noch keinen nennenswerten Einfluss auf Steuer- und Subventionsgesetzgebung. Und ist nicht die strikte Trennung von Kirche und Staat auch schon im Neuen Testament vorgeschrieben?

So gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist!

Ganz abgesehen davon, dass es keine speziell christlichen Werte gibt, die sowohl akzeptabel sind, als auch im Christentum ihren Ursprung haben, und davon, dass es so einige gibt, vor denen es mich nur grausen kann (wie etwa die kritiklose Ergebenheit an unbelegte Glaubenssätze, die auch noch in sich widersprüchlich sind), wenn jemand wirklich mit diesen ominösen christlichen Werten argumentieren will, dann sollte er dazu stehen, dass diese für das Kruzifixverbot an staatlichen Schulen eintreten. Wer das nicht tut, ist, um weiter im Neuen Testament zu verbleiben, ein Pharisäer.

Ich denke, was ich am wenigsten an allen „heiligen“ Schriften ausstehen kann, ist, dass Demagogen sich so leicht auf sie berufen können, weil weder sie noch ihre gläubigen Zuhörer sie je gelesen haben und nicht wissen, was drin steht. Was man auch haben will, einfach mal sagen, die Bibel, sonst eine Schrift, Gott oder der Große Kürbis wollen es so. Schaut keiner nach.

Mit Verlaub, fast alle meckern so gerne über die Politiker...warum machen sie es ihnen dann so einfach?


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